Interview: Corporate Influencing als Unternehmens-Strategie im B2B
Ein Exclusiv-Interview mit Karina Schillack - Leiterin des Corporate Influcencing Programms bei der SV Informatik.
Redaktion: Karina, Corporate Influencer sind mittlerweile ein fest verankerter Teil vieler Unternehmens-Strategien. Was fasziniert dich persönlich an diesem Thema?
Karina Schillack: Ich finde, das Spannendste am Corporate Influencing ist, dass es Unternehmen
ermöglicht, eine authentische Stimme nach außen zu geben. Es geht hier nicht darum, ein Produkt
oder eine Dienstleistung zu verkaufen, sondern einen echten Einblick in den Arbeitsalltag und die
Werte der Firma - unserer SV Informatik - zu geben. Mich motiviert vor allem der Gedanke, dass wir
unseren Kollegen und Kolleginnen die Möglichkeit bieten, aktiv die Unternehmensmarke mitzugestalten und ihre persönlichen Geschichten zu teilen. Es ist eine neue Art der Kommunikation, die das Vertrauen stärkt und Unternehmen greifbarer macht – das hat enormen Wert!
Redaktion: Was unterscheidet Corporate Influencer von klassischen Influencern oder Content Creators?
Karina Schillack: Der große Unterschied liegt in der Nähe zum Unternehmen. Ein Corporate Influencer
ist - zumindest bei uns - direkt im Unternehmen angestellt und identifiziert sich auf eine ganz eigene
intrinsisch motivierte Weise mit den Werten und Zielen des Unternehmens. Klassische Influencer
haben ihre Personal Brand, also sich selbst als Person, die sie aufbauen und für verschiedene Kooperationen nutzen. Corporate Influencer hingegen sprechen aus echter Erfahrung und Überzeugung heraus – das schafft Vertrauen. Ihre Botschaften sind tiefer und weniger werblich, weil sie aus erster Hand kommen. Sie leben die Marke, statt sie nur zu bewerben.
Redaktion: Das klingt nach einem ganz anderen Ansatz als das typische Marketing. Welche Aufgaben übernimmt ein Corporate Influencer bei euch?
Karina Schillack: Unsere Corporate Influencer sind unsere Gesichter nach außen – vor allem auf
Plattformen wie LinkedIn, wo wir im direkten Austausch mit Fachleuten und Talenten stehen. Sie erstellen und teilen Inhalte, die ihre eigenen Erfahrungen, Werte und Ansichten zeigen und repräsentieren die Marke in Diskussionsrunden, auf Konferenzen oder auch in Blogbeiträgen. Dabei geht es immer darum, authentisch zu bleiben.
Redaktion: Welche Herausforderungen bringt das Corporate Influencing mit sich?
Karina Schillack: Die Herausforderung ist definitiv, die Balance zwischen Unternehmensinteressen und
Authentizität zu wahren. Wenn die Inhalte zu werblich oder glatt wirken, verlieren wir schnell die Glaubwürdigkeit bei den Followern. Unsere Corporate Influencer lernen, offen und ehrlich zu kommunizieren, auch mal Schwächen oder Herausforderungen anzusprechen.
Redaktion: Was bedeutet es für dich persönlich, dieses Programm zu leiten?
Karina Schillack: Ich bin richtig stolz, dass mir diese Verantwortung übertragen wurde und ich unseren Kolleginnen und Kollegen helfen darf, sichtbarer zu werden. Es ist toll zu sehen, wie unsere Mitarbeitenden wachsen, ihre eigene Stimme finden und stolz auf ihre Arbeit sind. Mir ist es besonders wichtig, dass die Benefits der SV Informatik immer wieder Einfluss in den Content finden. Das gilt beispielsweise für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder die flexiblen Arbeitszeitmodelle, die wir seitens der SV Informatik erleben dürfen.
Redaktion: Warum habt ihr euch in der SV Informatik für die Plattform LinkedIn entschieden?
Karina Schillack: LinkedIn ist unsere Hauptplattform als Corporate Influencer, hier ist unsere Zielgruppe. Aber je nach Ziel, setzen wir auch auf andere Plattformen. Beispielsweise eignet sich Instagram oder TikTok gut, um jüngere Zielgruppen wie Azubis und Studierende anzusprechen. YouTube nutzen wir für Videos, Tutorials und ausführliche Einblicke in unser Unternehmen. Aktuell überlegen wir, ob wir die Corporate Influencer in unseren unternehmenseigenen Blog integrieren. Das ist eine großartige Möglichkeit für tiefergehende Inhalte – da greifen keine Algorithmen.
Redaktion: Gibt es auch rechtliche Aspekte, die ihr beachten müsst?
Karina Schillack: Oh ja, und das ist ein Punkt, den viele unterschätzen. Es muss immer klar sein, wer
hinter einem Account steht und dass es sich um offizielle Inhalte handelt. Ein Impressum ist zum Beispiel Pflicht, und die Kontoinhaberschaft sollte geregelt sein – gerade für den Fall, dass jemand das Unternehmen verlässt. Auch das Thema Haftung spielt eine Rolle. Wenn unsere Corporate Influencer im Namen des Unternehmens kommunizieren, dann haftet das Unternehmen in vielen Fällen für das Gesagte. Das bedeutet, dass wir uns genau überlegen müssen, wie und was wir kommunizieren.
Redaktion: Inwieweit bist du frei in den Entscheidungen, was gepostet wird? Mischen sich da vielleicht irgendwelche Vorstände oder andere Teamleiter ein?
Karina Schillack: Tatsächlich sind wir Corporate Influencer frei in dem, was wir posten. Es gibt keine Kontrollen auf unsere Beiträge oder Personen, die die Postings im Vorfeld lesen oder freigeben. Vorgegebene Texte wären nicht authentisch. Wir alle haben unsere Expertisen und unseren persönlichen Themendreiklang aus Business, Non-Business und Trendthemen. Natürlich gibt es Social Media Guidelines und grobe Rahmenbedingungen. Grundsätzlich appellieren wir jedoch an den gesunden Menschenverstand und vertrauen unseren Corporate Influencern.
Ich möchte dir ein Beispiel geben, was ich im Rahmen meiner Workshops aufzeige, wenn diese Frage gestellt wird: "Stelle dir vor, du sitzt in einem vollen Zug und kommst mit deinem Sitznachbar ins Gespräch. Ihr unterhaltet euch über eure Arbeit und über eure Arbeitgeber. Was würdest du dieser Person erzählen? Sicherlich keine Interna und Themen, welche nicht für "Dritte" gedacht sind, oder? Und genau dieses Beispiel kannst du als Anhaltspunkt nehmen, wenn du auf Social Media und im speziellen auf LinkedIn aktiv bist."
Redaktion: Was sind deine langfristigen Ziele für das Programm?
Karina Schillack: Mein Wunsch ist es, dass Corporate Influencing bei uns ein natürlicher Bestandteil
der Unternehmenskultur wird. Es wäre toll, wenn immer mehr Kolleginnen und Kollegen Lust haben,
sich als Markenbotschafter zu engagieren und ihre Geschichten zu teilen.
Wir alle wissen, Menschen folgen Menschen. Menschen lassen sich von Menschen begeistern. Menschen wollen Geschichten anderer Menschen lesen. Ich möchte, dass jeder Corporate Influencer das Gefühl hat, authentisch und mit einem echten Mehrwert zu kommunizieren – für sich selbst, das Unternehmen und die Zielgruppe. Corporate Influencing ist eine große Chance für uns alle, unsere Stimme zu nutzen und die Marke mit Leben zu füllen.
Redaktion: Vielen Dank für diese interessanten Einblicke, Karina, in die Welt des Corporate Influencing!
Meine 7 Tipps für Unternehmen um Corporate Influencer unterstützen:
- Starte mit einer kleinen Gruppe aus Mitarbeitenden in die Trainings und lernt von euren
Erfahrungen. - Gewähre entsprechende Zeit-Slots im Rahmen der Arbeitszeit für die Mitarbeitende ein.
- Zwinge niemanden dazu, ein Corporate Influencer zu werden. Das Programm und die
Aktivität sollte immer freiwillig sein. - Unterstütze die Corporate Influencer mit einem Ansprechpartner und Trainings.
- Stelle Guidelines auf, um den Mitarbeitern die Unsicherheit beim Posten zu nehmen.
Gewähre jedoch auch genügend Freiraum, um die Authentizität nicht einzuschränken. - Unterstütze mit Posting-Ideen und stelle ggf. Bild- und Textmaterial zur Verfügung.
- Zeige deinen Mitarbeitenden auf eine wertschätzende Art, dass das Corporate Influencing im
Unternehmen gewünscht ist.
Autor:
Karina Schillack
Leiterin des Corporate Influencer Programmes der SV Informatik
Karina Schillack ist Kundenmanagerin für digitale Medienprodukte & Leiterin des Corporate Influencer Programmes bei der SV Informatik. Seit über 18 Jahren gestaltet sie die digitale Transformation in der Versicherungsbranche aktiv mit und beweist in dieser eher konservativen Branche, dass Corporate Influencing nicht nur möglich, sondern auch äußerst wirkungsvoll ist. Mit ihr als Leaderin werden zahlreiche Mitarbeitende zu authentischen Markenbotschafter:innen auf LinkedIn ausgebildet, die das Unternehmen glaubwürdig repräsentieren. Aus Überzeugung setzt sich Karina für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein und bringt diesen Standpunkt auch in ihre Social-Media-Aktivitäten ein. Ihr LinkedIn-Profil: www.linkedin.com/in/karinaschillack/